Montag, 23. Juli 2012
Überfressen
Ich habe gerade Hummer, Steak und einen Schokoladenkuchen in "meinem" Restaurant gegessen. 40% Mitarbeiterrabattt.
Haben auch direkt unser Trinkgeld der letzten Woche in die Hand gedrückt bekommen (heute ist Zahltag).
Jetzt gehts auf in die staff accom - Laurie (aus Quebec) hat morgen Geburtstag!

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Fragen über Fragen...
Wie können Finger und Handgelenke nur so schmerzen??

Und wie kriege ich Ann Kristin dazu, mir das Frühstück ans Bett zu bringen?

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Sonntag, 22. Juli 2012
Geschundene Hände
Die Stechkarte des 21. Jh. in Kanada ist der elektronische Fingerabdruck. Jedes Mal, wenn ich in die Küche komme oder nach Hause gehe, gehe ich "punchen", d.h. ich gebe meine Nummer in ein elektronisches Gerät an der Wand, lege meinen Finger auf die dafür vorgesehene Fläche und dann wird registriert, wann ich zur Arbeit gekommen und genauso wann ich wieder gegangen bin.

Seit 2 Tagen kann ich nicht mehr punchen.

Schuld daran ist die Küchenarbeit! Meine Haut an den Fingerkuppen ist rau, der Dreck hängt darin und alleine an der rechten Hand habe ich sieben Schnitte. Von meinen Fingernägeln will ich gar nicht erst reden. Der Dreck sitzt einfach zu tief.
Jedenfalls kann das Gerät nicht mehr genügend Rillen in meinen Fingern erkennen, damit es mich identifizieren und registrieren kann. Ich habe beide Zeigefinger registriert, aber keiner von beiden ist noch gut genug in Schuss.
Ich muss jetzt besonders gut darauf achten meine Arbeitszeiten in die Liste einzutragen, so richtig noch mit Zettel, Stift und Unterschrift.

Ein Schnitt an meiner Hand ist besonders ärgerlich. Es ist so oder so sehr unvorteilhaft, wenn man sich an den Händen verletzt. Aber dann auch noch am rechten Zeigefinger genau im oberen Knick, das ist echt sehr ungünstig. Das ist mir auch noch beim Aufräumen passiert. Es war gar kein Messer, sondern die Abreißlinie für das Alupapier. Richtig ärgerlich. Der Schnitt riss gestern ziemlich doll auf, ich habe auf der Arbeit nen Pflaster und nen Fingerkondom (siehe Ankes Blog) getragen, was aber ständig gerissen ist und es einfach mal nichts gebracht hat.
Es gab aber auch viel zu viel zu tun, um auf sowas achten zu können. Ich war alleine im Sauté, an einem Freitag Abend! Zum Glück war es für ein Wochenendstag noch ruhig, aber ich hatte ganz schön Stress meine Prep List abzuarbeiten. (Zum Glück hatte ich zwischendurch etwas Hilfe von Leuten, die nicht ganz so viel zu tun hatten.) Da stand ne ganze Menge drauf: Käsedip zubereiten, Thai Sets abpacken, Zwiebeln schneiden, Erbsen & Spargel abpacken, Spargel vorbereiten, Reis abpacken, Pommes abpacken, Bacon vorbereiten, Käse abfüllen, und und und. Und nebenbei natürlich noch die Köche bedienen, d.h. Gemüse und Fisch braten, Pilze kochen, Suppen und Soßen aufwärmen, sie mit Krabbenbeinen oder Fisch oder Fleisch versorgen ... also eigentlich ständig auf Abruf bereit stehen. Und am Ende noch Sandwiches machen. Heute bin ich wieder alleine beim Sauté. Das wird ein Spaß.

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Samstag, 21. Juli 2012
Deutsche Musik in kanadischer Küche
Ich war gestern erstmals alleine beim Sauté. Ich war für alles verantwortlich und musste alles selber machen.
Nachdem ich meine Prep Liste gecheckt hatte (in alle Kühlschränke gucken, ob genug Zeugs vorhanden ist, zählen, aufschreiben) sah es gar nicht so schlecht aus: nur 8 Teile aufzufüllen! Der Küchenchef Ryan half mir sogar noch beim Prep und so waren wir schon nach etwas mehr als einer Stunde mit dem ganzen Prep Zeugs fertig (Gemüse schneiden, Kräuter hacken, Portionen abpacken, Fleisch auf Backblechen ausbreiten, auftauen, etc.) und um nicht vor Langeweile zu sterben habe ich das "Regal" mit den Aufklebern aufgeräumt. Aufkleber gibts für jeden Tag in ner anderen Farbe, jede Box mit Essen bekommt einen Aufkleber, man schreibt drauf was es ist (schon Vokabeln gelernt: Chives, Asparagus, Cilantro, ...) und wann man es gemacht hat.
Erst gegen 20 Uhr ging der Stress dann los. Ich war froh, dass ich mit meiner Prep Liste fertig war. Habe dann versucht zwischendurch noch Zitronen für Diana von der Salatbar zu schneiden, aber habe es ne Stunde lang oder so gar nicht hinbekommen, weil einfach zu viel am Herd war. Gestern waren wohl richtig viele Gruppen im Restaurant, die bedeuten immer Stress für die Köche. Dann werden schonmal 20-30 Teller gleichzeitig ausgebreitet und Salat oder Nachtisch angerichtet, bis die Keller kommen und hopp hopp hopp alles raustragen. In dem Gruppenstress vergaß der Schotte Dave leider manchmal seine Bestellungen an mich zu geben, so dass er ständig was "on the fly" (zackig!) haben wollte. Gasflamme ganz hoch, Deckel drüber und viel rütteln.
Am Ende des Tages sagte er mir, dass ich nen guten Job gemacht hätte.
Ich fing auf Anweisung schon um 22 Uhr an, alles aufzuräumen und verpackte meine Zutaten und stellte sie in den Kühlschrank, als dann um halb elf noch zwei Bestellungen rein kamen, eine davon für nen Manager... Da hatte ich ja gar kein Bock drauf. Naja, was muss, das muss.
Ich war auch gerade so in meine Arbeit mit den 28 Sandwiches vertieft, die ich alle um viertel nach zehn noch machen musste. Die Bestellliste war einfach nicht eher da. Zum glück half mir Diana dabei alle Zutaten aus 3 verschiedenen Kühschränken zusammen zu suchen und auch Dave zeigte sich vorher schon kooperativ, indem er mir immer zur Seite stand, wenn ich was nicht wusste. Alles in allem lief aber alles gut.
Ich hab dann noch über ne Stunde geputzt (die halbe Küche ist mein Putzbereich...) und am Ende im Dishwasherbereich geholfen, weil ich eh noch mein Bier austrinken musste. Nach 9 Stunden, einem Salat mit Hummer und übrig gebliebenem Käsekuchen war dann Feierabend.

Das beste am Sauté ist übrigens, dass man neben dem CD Player arbeitet. Ich kann quasi bestimmen, was für Musik läuft. Normalerweise liegen immer so 2-3 iPhones oder iPods davor rum. Anke und ich haben auf ihrem iPod schon ne Playlist für die Küche angelegt. Die spielt jetzt immer, wenn ich Sauté mache. Deutsche Musik in kanadischer Küche! Manchmal singe ich auch leise dazu.

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Mittwoch, 18. Juli 2012
3 Ausbildungen in 3 Wochen
Ich bin inzwischen Zimmermädchen, Dishwasher und Sauté Cook! Ja, richtig, ich bin nun Koch. Sauté Koch. Ich kann Pilze braten, Thai Gemüse machen, Seafood auf 2 verschiedene Weisen braten, Krabbenplätzchen braten, Suppe erhitzen, Gemüse schneiden, Essen abpacken, den Bestand kontrollieren, Sachen anrühren und zusammen packen, Sandwiches inkl. Sonderwünschen schmieren und natürlich aufräumen und putzen, putzen, putzen. Und das alles gleichzeitig!

Der Mann, dem ich das meiste von alldem zu verdanken habe (mein Trainer) hat gestern seine letzte Schicht gehabt. Man darf im Keg nicht kündigen, sonst passiert einem sowas:


Bye bye, Carol. Du fehlst in der Küche. Warst der beste Trainer von allen. Danke!

Nach dem Kuchen im Gesicht gabs noch Wasser überm Kopf, nen Ei auf der Mütze und andere Späßchen. Und wer durfte die ganze Sauerei aufwischen, nachdem gerade dort schon alles desinfiziert war? Na ich. Ich hab bestimmte Stellen bestimmt 3x geputzt, weil die Herren einfach gegenseitig rumgesaut haben.
Morgen ist der letzte Tag von Johanna (einer deutschen Köchin) und einer anderen Köchin. Das wird ein Spaß...

Ich habe quasi Carols Arbeit übernommen und habe von ihm feierlich die Utensilien überreicht bekommen: ein Thermometer für die crab cakes (Krabbenplätzchen), nen Edding und nen Kuli. Juhu.

Das ist mein Arbeitsplatz:

Der Herd da links ist komplett mein Revier. :)

So, ich falle nun mit Schmerzen und müde ins Bett. 9 1/2 Stunden Küchenarbeit ist aber immer noch besser als 9 1/2 Stunden Housekeeping. Habe allerdings schon ein wenig Respekt vor morgen, denn da bin ich den ersten Tag raus aus dem Training und müsste eigentlich alles alleine machen. Ryan, der Trainer von heute, wird aber noch in der Nähe sein und mich sowie Ann Kristin unterstützen. Habe die letzten beiden Nächte schon von der Küche geträumt...


Vegetarische Sandwiches. 23 Uhr durch und immer noch nicht fertig! 47 Stück hatten wir gestern. Die Asiatin mit dem Namen Rainbow meinte, dass in den ganzen Monaten, in denen sie nun dort arbeitet, sie noch nie mitgekriegt hat wie jemand über 30 Sandwiches machen musste. Heute hatten wir 34. Es gibt 3 verschiedene Grundarten von Sandwiches (Vegetarisch, Prime Rib, Schinken und Käse), aber ständig haben Leute Sonderwünsche. Anderes Brot, keine Zwiebeln, kein Senf, keine Mayo, etc. Man kennt das ja.

Apropos: Heute waren die Zwiebeln dran. Mir grauste es ja schon vor dem Tag. Ich glaube ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Zwiebeln geschnitten. Das waren so Riesenzwiebeln. Ich musste schon weinen, als ich sie geschält habe. Und dann hab ich sie auf der Schneidemaschine noch in Ringe schneiden müssen. Ich hab aber doppelt so viele gemacht wie nötig und hoffe, dass das jetzt ne Weile reicht. Mir liefen ja so die Tränen! Und dieser Geruch! Der klebt immer noch unter meinen Fingernägeln. Ich hasse Zwiebeln jetzt noch mehr als vorher. Und dann sind sie auch noch überall! Als Zwiebelsuppe, als Ringe im Thai Gemüse, auf dem vegetarischen Sandwich, ...

Und dann habe ich heute auch noch ein kanadisches Konto eröffnet. Komme sonst nicht an das Geld auf meinen Schecks bzw. müsste hohe Gebühren zahlen. Den Scheck aufs Konto einzuzahlen kostet nix. Das Konto auch nicht. Nur wenn ich was abheben zahle ich Geld. Pay as you go. Hoffentlich lohnt sichs am Ende auch.

Gute Nacht.

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Dienstag, 17. Juli 2012
Liebes Alberta,
es bringt nichts nach 2 Uhr kein Alkohol mehr auszuschenken. Eigentlich endet es für die meisten Jugendlichen bloß im Komasaufen.

Wir waren gestern noch für nen Stündchen im Nachtclub nachdem wir um 1 Uhr Feierabend hatten. Haben dort ehemalige und aktuelle Arbeitskollegen getroffen. Um 2 Uhr gibts den last call an der Bar, um halb 3 hört die Musik aus und das Licht geht an.
Danach treffen sich alle Diskogänger bei McDonalds (open 24h).

Habe gestern meine 8 Stunden Küchenarbeit mit saute voll gemacht. Das heißt: Checkliste abarbeiten, ob im Kühlschrank genug vorbereitetes Essen liegt (abgepackt bzw. geschnitten). Im Zweifelsfall muss man auffüllen. Dann kann es sein, dass man 16 große Backbleche mit Bacon belegen muss. Oder 3kg Pommes in Tütchen je 8oz abpacken. Oder Spargel brechen. Oder Zuccini schneiden. Es gibt jedenfalls ziemlich viel zu tun. Gestern waren zum Glück genug geschnittene Zwiebeln vorhanden, aber ich sehe den Tag schon kommen, an dem ich sie aufstocken muss...
Neben dem ganzen Vorbereitungszeug muss man auch noch Beilagen braten. Dafür nimmt man kleine Pfannen und einige von den abgepackten Tütchen mit Seafood oder Gemüse drin und füllt je nach Gericht verschiedene Flüssigkeiten oder Saucen dazu. Es gibt ca. 4 verschiedene Beilagen, die die Köche verlangen können. Manchmal haben sie aber auch andere Anfragen, man muss sich also relativ gut in der Küche auskennen. Nachdem mein Trainer mir den Platz am Herd überlassen hatte, haben die Köche immer brav meinen Namen und das verlangte Gericht gerufen. Da fühlt man sich irgendwie viel mehr als Koch.
Wo ich bestimmt noch ein paar mal ratlos vorstehen werde sind die über das gesamte Areal verteilten Kühlschränke. Fünf Stück an der Zahl! Und ein Gefrierzimmer. Regaleweise Essen steht da rum. Bis man da das richtige gefunden hat...

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